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Corona – ein Urlaubsandenken

Trotz Corona ging es in den Skiurlaub

Am. 7. März 2020 sind wir mit einem mulmigen Gefühl in den Skiurlaub nach St. Anton am Arlberg gefahren. Ende Januar wurde Corona zum ersten Mal in Deutschland nachgewiesen. Seit etwa zwei Wochen hatten wir unser Verhalten leicht geändert. Es fing damit an, dass man auf das Händeschütteln verzichtet hat und sich häufiger die Hände gewaschen hat. Kurzum die damals üblichen Empfehlungen wurden befolgt.

Das wir im Skiurlaub einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt waren, war allen zum damaligen Zeitpunkt bekannt. Schließlich ist St. Anton nicht nur für sein großes Skigebiet bekannt sondern auch für sein Après Ski. Wir hatte uns daher lange überlegt die Reise überhaupt anzutreten. Unmittelbar vor unserer Abreise hatten wir noch einmal in unserer Pension in St. Anton angerufen und uns nach dem Infektionsstand erkundigt. Angeblich waren damals noch keine Infektionen bekannt. Nach langem Überlegen hatten wir dann doch beschlossen unseren Urlaub unter folgenden Bedingungen anzutreten. Wir waren uns einig, dass wir nicht wie sonst üblich am Après Ski teilnehmen werden. Dicht gedrängte Menschen womöglich noch in geschlossen Räumen wollten wir unbedingt vermeiden. Mittagessen auf den Hütten sollte nach Möglichkeit draußen statt finden. Dies war nach allem was man zum damaligen Zeitpunkt wußte ein Hauptinfektionsherd.

Skialltag in St. Anton

Der Skialltag verlief wie in den Vorjahren auch. Bei den Fahrten in den Gondeln haben wir uns den Buff Schlauchschal über die Nase gezogen um etwas mehr Schutz zu haben. Bis aus ein einziges Mal haben wir immer Mittags draußen gesessen. Apres Ski haben wir wie beabsichtigt nicht gemacht. Nach dem Skifahren haben wir unten im Ort noch einen Glühwein oder ein Bier getrunken und sind dann in unsere Pension gegangen.

Durch die abendlichen Nachrichten im österreichischen Fernsehen und durch unsere Nachrichtenapps waren wir auf dem Laufenden und habe gemerkt wie sich die Corona Situation laufend zuspitzte. Insgesamt war aber die Stimmung bedrückend und die Leichtigkeit früherer Skiurlaube fehlte. Aber offenbar hatte viele andere Gäste in St. Anton ein anderes Gefühl, denn es wurde unverändert weiter gefeiert.

Weiter verschärft hatte sich die Situation am 11.3.2020. Die ersten Hütten im Skigebiet hatten auch Mittags nicht mehr geöffnet. Am Donnerstag den 12.03.2020 haben wir auf dem Rendl verbracht. Da das Wetter auch nicht so schön war sind wir am frühen Nachmittag ins Tal gefahren und haben uns in der Dorfstraße draußen vor ein Lokal gesetzt und noch ein Glas Wein getrunken. Da die Sonne doch noch hervor kam, sind wir noch etwas länger sitzen geblieben. und haben auch noch eine Kleinigkeit gegessen. Mittlerweile haben sich noch andere Gäste dazugesellt, so dass wir etwas mehr zusammenrücken mussten.

Abends im Bett haben wir dann gelesen, dass die Skigebiete in Österreich am 15.3.2020 bis auf weiteres geschlossen werden. Da wir am 14.3.2020 abreisen wollten, wäre uns noch ein Skitag am 13.3.2020 geblieben. Das Wetter für den 13.3.2020 war aber nicht sonderlich gut angesagt und angesichts der großen Rückreisewelle am kommenden Samstag hatten wir uns entschlossen bereits am Freitag nach dem Frühstück abzureisen.

Abreisetag in St. Anton

Am Freitag sind wir gegen 8:00 wie üblich in den Frühstücksraum gegangen. Die Wirtin begrüßte uns und oh Wunder ,erstattete uns ungefragt das Geld für die letzte Nacht mit dem Hinweis doch bitte unverzüglich abzureisen. Wir hatten ihr noch gar nicht gesagt, dass wir einen Tag eher abzureisen gedenken. Ob sie schon etwas ahnte oder mehr wusste als wir Gäste?

Nachdem wir in Ruhe gefrühstückt hatten, packten wir unsere Sachen ins Auto. Anschließend gingen wir noch zur Bergbahn um unsere Karten abzugeben und um eine Erstattung des letzten Skitages zu bitten. Diesem Wunsch wurde erwartungsgemäß nicht entsprochen. Nachdem wir unsere Skier noch aus dem Depot geholt hatten, ging es dann zurück in Richtung Heimat. Kurz vor dem Ortsausgang sind wir noch in einen Supermarkt gegangen um uns noch mit ein paar Lebensmitteln einzudecken. Wir ahnten bereits, dass in Deutschland die Hamsterkäufe im Gange waren und wir wollten nicht ganz ohne Lebensmittel das kommende Wochenende verbringen. Im Supermarkt merkten wir, dass auch in St. Anton schon ordentlich gehamstert wurde. Ein Kunde schob z.B. einen ganzen Einkaufswagen mit verschiedenen Nudeln und Soßen zur Kasse. Nachdem wir uns mit dem Nötigsten für das Wochenende eingedeckt hatten, ging es dann gegen 11:30 auf den Heimweg.

Bereits in Deutschland hatten wir gegen 15:00 eine kurze Pause eingelegt. Bei einem Blick auf das Handy hatten wir dann erfahren, dass der gesamte Ort Sankt Anton gegen 14:00 vollständig abgeriegelt wurden und alle ausländischen Besucher unverzüglich ausreisen mussten. Entsprechend groß ist das Chaos gewesen. Wir waren froh, dass wir rechtzeitig am Morgen abgereist sind. In den Abendnachrichten hatten wir dann Gelegenheit uns das Chaos, dass bis in die späten Abendstunden anhielt, anzusehen.

Erste Corona Symptome

Da wir nun aus einem Risikogebiet gekommen sind, hatten wir uns freiwillig in Quarantäne begeben. Ein Anruf beim Gesundheitsamt hatte uns darauf hingewiesen, dass wir offiziell nicht in Quarantäne müssten, dies aber auf freiwillige Basis tun könnten. Die ersten Symptome stellten sich dann bereits am Sonntag ein. Der Coronatest bei Nettie Anfang der Woche war negativ. Bei mir ging es dann am folgenden Wochenende los. Auch mein Coronatest am Dienstag den 24.03.2020 war negativ, allerdings wurde der Abstrich auch sehr oberflächlich durchgeführt. Die Symptome bei mir waren Atemnot, Abgeschlagenheit und eine extreme Müdigkeit. Außerdem lag bei mir die Sauerstoffsättigung zeitweise mit 91 % sehr niedrig. Nach etwa einer Woche ging es mir langsam wieder besser. Komischerweise kam bei Nettie dann ein Verlust des Geruchssinn dazu obwohl sie sonst keinerlei Symptome mehr zeigte. Der Geruchsinn kam aber nach einigen Wochen wieder zurück.

Obwohl wir typische Corona Symptome zeigten, war es anfangs sehr schwierig überhaupt einen Test zu bekommen. Dann waren auch noch beide Tests negativ. Das Gesundheitsamt hatte uns bei Mitteilung der Testergebnisse gesagt, dass wir nun nicht mehr in Quarantäne müssten. Wir waren uns beide sicher, dass wir Corona durchgemacht hatten und sind auch solange in Quarantäne geblieben, bis wir uns besser fühlten.

Ein Antikörpertest im Juli hatte uns dann bestätigt, dass wir tatsächlich Corona durchgemacht hatten.

Fazit

Das Risiko sich im Skiurlaub mit Corona zu infizieren, hatten wir bereits vor unserem Urlaub gesehen. Es war auch damals schon kein Geheimnis mehr, dass Après Ski Partys ein extremes Risiko darstellen. Wir waren damals der Meinung, dass ein Verzicht auf Après Ski und ein Schal vor Mund und Nase uns ausreichend schützen wird. Rückblickend betrachtet eine sehr naive Vorstellung. Es stellt sich die Frage, wo wir uns mit dem Virus infiziert hatten. Unsere Pension schließen wir aus, da nach unserer Kenntnis dort keine weiteren Infektionen waren. Als wahrscheinlichsten Ort sehe ich die Warteschlangen vor den Liften an. Dort stand man oftmals dichtgedrängt. Eine weitere Möglichkeit sehe ich in der Skihütte in der wir einmal zu Mittag gegessen haben und die Restaurantterrasse an unserem letzten Abend. Wir werden es nie erfahren.

Im Vergleich zu den Infizierten, die in Krankenhäusern behandelt werden müssen, hatten wir noch einen relativ leichten Verlauf. Aber auch diesen wünsche ich keinem anderen. Deshalb können wir nur allen raten, haltet Euch an die Regeln.

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